01. Juni 2014
Die Küchen Südeuropas sind vielfältig. Vielfältig ist auch das Angebot an Kochbüchern, die mit der südeuropäischen Küche vertraut machen. Aber eines – und das wurde mir erst beim Stöbern in der Kochbuchecke eines Buchladens bewusst – fehlte bisher in meiner Sammlung: die portugiesische Küche. Ich blätterte nur kurz im gleichnamigen Kochbuch aus dem Verlag Kunstmann und ging damit schnell zur Kasse. Zuhause nahm ich mir dann Zeit, mich ausgiebig mit meiner Neuerwerbung zu beschäftigen.
Dieses Buch ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der Kochbuchautorin Rita Cortes Valente de Oliveira, die hier viele Familienrezepte preisgibt und der Illustratorin Alexandra Klobouk. Schlägt man dieses Buch auf, erkennt man sofort eine charmante Besonderheit. Die Zubereitung vieler Rezepte ist in Step-by-Step-Abbildungen erklärt, die liebevoll und mit viel Humor gezeichnet und dabei sehr detailliert und verständlich sind. Auch die Fotos in diesem Kochbuch sind ansprechend.
In der Einführung in die Küche Portugals erfährt man, dass portugiesisches Essen traditionell bodenständig und pur ist. Hier dürfen die Zutaten noch so schmecken, wie sie sollten – nach sich selbst. Die portugiesische Küche war bis Mitte der 1970-er Jahre kaum äußeren Einflüssen ausgesetzt. Erst in den letzten Jahren begann sich die Tradition mit Neuem zu verbinden.
Das Buch führt uns zuerst in die Appetithappen, den Petiscos ein. In Portugal trifft man sich abends in traditionellen Kneipen und Lokalen, um diese Häppchen zu Wein oder Bier zu essen. Um diese auch zu Hause genießen zu können, werden Rezepte wie Grüne Bohnen im Teigmantel, Marinierte Sardinen , Bacahau mit Kichererbsen und Ausgebackene Gemüseküchlein vorgestellt. Besonders interessant an diesem Kapitel ist, dass man detailliert erfährt, wie man Bacalhau zu Hause selbst aus Kabeljau herstellen kann. Nicht in allen Orten ist es möglich, Bacalhau zu kaufen und deshalb ist dieses Rezept eine große Bereicherung.
Im Kapitel über Suppen findet man Rezepte wie beispielsweise die Caldo Verde, die berühmte grüne Suppe, Kürbissuppe mit Schinkenstreifen aber auch Basics, wie fünf verschiedene Rezepte, um Brühen herzustellen.
Dann kommt das für die portugiesische Küche wohl wichtigste Kapitel: die Fischrezepte. Lange bevor die Portugiesen Seefahrer wurden, waren sie Fischer, erfährt man. Immerhin verfügt Portugal über 850 Kilometer Küstenlinie.Die wesentlichsten, dort beheimateten Fische werden mit gezeichneten Abbildungen vorgestellt. Gegrillter Bacalhau mit Knoblauch-Olivenöl-Sauce und Degenfisch mit gebackenen Bananen sind nur zwei Beispiele für Fischzubereitungen, wie man sie nur in der portugiesischen Küche findet.
Auch Fleisch spielt in Portugal eine große Rolle. Während man bei den Fischgerichten einfach gehaltenen Rezepten folgt, sind die Fleischgerichte reicher an Zutaten und Aromen. Aber auch hier sind die Rezepte unkompliziert und leicht zuzubereiten. In Portugal gibt es eine große Auswahl an Würsten, den Enchidos, die in Abbildungen vorgestellt werden. Gebratenes Huhn in Orangensauce, Rebhuhn mit Maroni und Österlicher Lammtopf sind nur einige Beispiele für die kreative portugiesische Fleischküche.
Aber was wäre ein Essen ohne Beilagen? In der portugiesischen Küche gibt es da viel Neues zu entdecken. Einige von ihnen haben das Potential, dem Hauptgericht die Show zu stehlen, liest man in der Einführung zu diesem Kapitel. Sieht man sich die darauf folgenden Rezepte an, kann man dies nur bestätigen. Süßkartoffelpüree mit Ingwer ist eines der Rezepte, die man sofort ausprobieren möchte, aber auch Maronipüree und das Maisbrot stehen auf meiner Liste mit den Rezepten, die ich bald nachkochen werde.
Im Buch folgt nun eine kurze Einführung in den portugiesischen Wein. Das letzte Kapitel gibt einen Einblick in die Doces, die Süßen Sachen. Hauptzutaten sind oft Eigelb und Zucker, aber auch Früchte spielen eine große Rolle. Kokospudding mit Pflaumensauce, Kuchen mit Olivenöl und Halbgefrorenes Karamell mit Meersalz sind drei besonders köstliche Beispiele aus der Welt der portugiesischen Nachspeisen.
Fazit: Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen, sich an der Gestaltung zu erfreuen und einzutauchen in die Welt der portugiesischen Küche.
Diese Rezension ist mein Beitrag zur großen Rezensions-Woche der Foodblogger – Jeden Tag ein Buch